Rückblick auf 100 Jahre DRK in Grenzach und Wyhlen
Als Wohlfahrtsverband und Hilfsorganisation nimmt das DRK umfangreiche nationale Aufgaben wahr. So auch seit 100 Jahren in Grenzach und Wyhlen.
Die Anregung zur Gründung einer Freiwilligen Sanitätskolonne des Badischen Roten Kreuzes gab der Geheime Regierungsrat Dörle, Großherzoglicher Amtsvorstand in Lörrach, anlässlich einer Reise durch die Gemeinden seines Amtsbezirkes.
In Grenzach war es Bürgermeister Ernst Blubacher, der interessierte Bürger, die Vorstände des Gesang-, Musik- und Turnvereins sowie der Freiwilligen Feuerwehr am 17. Oktober 1912 zu einer Besprechung zur Gründung eines Männerhilfsvereins und einer Sanitätskolonne einlud. Dörle führte den Vorsitz und sprach über die Bedeutung und Aufgaben des Roten Kreuzes. Er erreichte, dass sich im November 1912 38 Männer der Freiwilligen Sanitätskolonne anschlossen.
In Wyhlen hatte der damalige Bürgermeister K. Böhler, ebenfalls am 17.Oktober 1912, den „Ortsmännerverein und Sanitätshalbzug Wyhlen“ gegründet. 32 junge aktive Männer meldeten sich an. In beiden Organisationen wurde Dr. Heinrich Engert als Kolonnenarzt berufen, der bereits in den Wintermonaten 1912 die ersten Sanitätskurse für die aktiven Helfer abhielt. Die Kurse beinhalteten das Anlegen von Verbänden, das Kennenlernen der Anatomie des Menschen, der Anfertigung von Notbehelfstragen wie auch das Herrichten von Wagen zum Krankentransport. Das Gelernte wurde in Prüfungen abgefragt.
Es war schwierig, die Helferidee am Leben zu erhalten. Die Zahl der Helfer sank in beiden Gemeinden. Nur Dank der Beharrlichkeit und des großen Einsatzes von Dr. Engert gelang es, den Verein am Leben zu erhalten.
Nach den damaligen Statuten des Badischen Landesvereins vom Roten Kreuz war die Zahl von 14 Mitgliedern zu klein, um der Kolonne die Genehmigung zur Führung des Roten Kreuzes zu erteilen. So führten am 10. Mai 1914 die Kolonnen von Grenzach und Wyhlen gemeinsam eine Jahresabschlussprüfung durch. Als Aufgabe war die Einräumung des Rathaussaales als Feldlazarett, der Transport von Verwundeten mit zwei Wagen zum Bahnhof und die Ausstattung eines Eisenbahnwagons mit behelfsmäßigen Feldbetten gestellt worden. Ihr folgte eine Woche später eine Prüfung in beiden Kolonnen in Wyhlen. Den Kursteilnehmern wurden eine Ausweiskarte sowie eine Verbandszeugtasche überreicht.
Der Ausbruch des ersten Weltkrieges 1914 bedeutete fast das Ende der beiden jungen Ortsvereine.
Der Ausbruch des ersten Weltkrieges 1914 bedeutete fast das Ende der beiden jungen Ortsvereine. Nur wenige Helfer verblieben während des Krieges in den beiden Orten. Die meisten waren als Sanitäter einberufen worden. Acht Jahre gab es keine Aufzeichnungen.
In Grenzach fand am 12. Juli 1922 erstmals wieder eine außerordentliche Versammlung statt, der im November die Wahl eines Gesamtvorstandes folgte. Vorsitzender wurde Herr Dentist Fritz Bergmann. Finanziert wurde der Neuanfang durch eine Haussammlung sowie durch einen Mitgliedsbeitrag, der für Passive 100 Mark und für Aktive 50 Mark betrug. Dieser erhöhte sich aufgrund der Inflation im Jahr 1923 auf 600 Mark für Passive und 100 für Aktive. Es wurde ein zweirädriger Krankenwagen angeschafft sowie Uniformen und Ausrüstung für die Kolonne. Am 3. Dezember 1922 fand bereits eine Übung auf dem Gelände der Firma J. R. Geigy statt, bei dem ein Explosionsunglück angenommen wurde.
Auch in Wyhlen wurde 1922 wieder die aktive DRK-Arbeit aufgenommen. Sie bestand damals, wie auch heute noch, aus dem Dienst bei Sport- und anderen Veranstaltungen und dem Krankentransport. Der Jahresmitgliederbeitrag für Passivmitglieder betrug 1000 Mark, während Aktive 500 Mark bezahlen mussten. Ein wichtiges Ereignis für den jungen Verein war die Übernahme eines eigenen Geräteraumes im Spritzenhaus, dem Wachthäusle beim Dorfplatz. 1924 wurde dann die erste Krankentrage angeschafft. Weiterer Höhepunkt in diesem Jahr war die Aufnahme von weiblichen Aktiven in den Ortsverein, der bisher ausschließlich aus Männern bestand.
Auch im OV Grenzach wurde im Jahr 1924 eine Frauenabteilung gegründet mit dem Zweck, Frauen in häuslicher Krankenpflege zu schulen. Es fand auch die erste gemeinsame Übung mit der Freiwilligen Feuerwehr statt. Missstände wegen Pferdemangels und Schwierigkeiten bei der Festsetzung eines Stundenlohnes der Fuhrleute führten 1925 zur Anschaffung eines Autos in Grenzach.
Danach folgten in beiden Vereinen Jahre mit gemeinsamen Übungen mit Steinen, Kandern und Säckingen. Dabei wurde auch die Kameradschaft untereinander gepflegt. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurden die Aktivitäten immer größer. So wurde in Wyhlen am Rhein beim Bohrloch eine Wasserwacht eingerichtet, neue Geräte angeschafft und die Gemeinde kaufte 1930 den ersten Krankenwagen Marke Adler. Die Helfer wurden von Ihren Arbeitgebern frei gestellt. Daher war der Krankentransport auch tagsüber einsatzbereit, um Fahrten nach Lörrach ins Krankenhaus zu ermöglichen. In Grenzach wurde ein Hilfsdienst für intensiven Autoverkehr eingerichtet, wie auch für Dienste im Strandbad oder bei Fußballspielen. Die Kolonne stand auch bei Fußballspielen zur Verfügung.
Beide Kolonnen wurden in Bereitschaften umgetauft und bildeten Halbzüge, zusammen den Zug Grenzach-Wyhlen. Im Mai 1935 wurde der gesamte Zug, zusammen mit Herten, der Bereitschaft Lörrach angegliedert und erhielt von dort seine Anweisungen. Das DRK Grenzach feierte am 25. Oktober 1937 im Garten des Gasthauses Dreikönig sein 25jähriges Bestehen.
Es folgte der Zweite Weltkrieg. Die meisten Helfer wurden einberufen. Die daheim gebliebenen Sanitäter leisteten Hilfe, wo sie eingesetzt wurden. Der Krankenwagen kam nach Lörrach und wurde nach Ende des Krieges von der damaligen französischen Besatzungszone beschlagnahmt. Auch die DRK-Tätigkeiten wurden verboten und das Vermögen konfisziert. Doch dank der Initiative einiger Helfer konnte das DRK wieder aktiviert werden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg fand in beiden Ortsvereinen die Neugründung statt
Mit Unterstützung der Deutschen Solvay- Werke fand 1949 die Gründungsversammlung des Ortsvereins Wyhlen statt. Mit dieser Neugründung wurden auch die Helferinnen Mitglieder des Ortsvereins. Sanitätskurse für die Aus- und Weiterbildung der männlichen und weiblichen Aktiven wurden abgehalten, Erste-Hilfe-Kurse für die Bevölkerung angeboten, sowie die diversen Dorf-, Vereins- und Sportfeste betreut. 1951 wurde ein neuer Krankenwagen der Marke Ford-Taunus angeschafft, der 1957 durch einen Mercedes mit Martinshorn und Blaulicht ersetzt wurde. Einen besonderen Höhepunkt erlebte der Wyhlener Ortsverein 1959. Ein Erste-Hilfe-Kurs für Schulkinder resultierte in der Gründung einer Jugendrotkreuzgruppe, der ersten im Kreis Lörrach.
In Grenzach erfolgte die Wiedergründung am 11. Januar 1951 unter der Federführung von Bürgermeister Jakob Ewelshäuser. Dr.-Ing. H.H. Saenger wurde Vorsitzender. Dr. Karl-Ernst Ruckert übernahm seine Stellvertretung sowie das Amt des Bereitschaftsarztes, das er mit Unterbrechungen bis 1993 innehatte. Eine besondere Aktion des Ortsvereins ab 1953 war das Versenden von Paketen an Notleidende in der Ostzone. Ein Paket enthielt 2 verschiedene Würfel Margarine, 1 Dose Öl, 1 Dose Milch, 1 Paket Haferflocken, 1 Pfund Reis, ½ Pfund Mandeln, ½ Pfund Rosinen, 1 Paket Kakao. 1 Paket Nestrovit- Täfelchen und 250 Gramm Rinderfett. Dankesbriefe bezeugen, wie hilfreich und willkommen diese Pakete waren.
Im Juli 1958 nahm der OV den Bereitschaftsdienst im neu eröffneten Strandbad auf. Im Weiteren wurde die Tätigkeit auch auf Gebiete des Katastrophenschutzes, Blutspendedienstes, Sozialarbeit, Altengymnastik und Essen auf Rädern sowie Altkleidersammlung erweitert. Ab 1961 gab es auch ein Jugendrotkreuz in Grenzach – unter der Leitung von Hermann Karcheter. Geburtshilfe leistete Frau Dr. Alwine Fischer. Das 50-jährige Jubiläum des Ortsvereins wurde am 06. Oktober 1962 in der heutigen Markgrafenturnhalle gefeiert, im Rahmen eines Festaktes und eines abendfüllenden Programmes.
Im Rahmen des Katastrophenschutzes wurde Grenzach dem Zug für Soziale Betreuung zugeteilt. Der Ortsverein ist ausgestattet mit Material für die Einrichtung von Lagern oder Unterkünften in festen Hallen oder Zelten bei sogenannten Großschadenslagen, z. B. bei Evakuierungen, Großbränden, Erdbeben oder anderen Naturkatastrophen: Die Helfenden sind ausgebildet, Menschen, die von einer Katastrophe betroffen aber nicht verletzt sind, beizustehen und zu betreuen sowie sie mit dem Lebensnotwendigsten zu versorgen. So waren Helferinnen und Helfer des Ortsvereins 1989 bei der Betreuung von DDR-Umsiedlern in Schopfheim aktiv oder 1990 bei der Versorgung von albanischen Flüchtlingen bei ihrem Zwischenstopp im Badischen Bahnhof in Basel.
1965 stellte der Kreisverband Grenzach einen Katastrophenschutzanhänger zur Verfügung. Dieser ist im Jubiläumsjahr noch im Dienst und wird – ebenfalls im Jubiläumsjahr – durch einen neuen, funktionellen Anhänger ersetzt werden. 1967 folgte ein Unfallrettungswagen, finanziert mit Spenden der Gemeinde und der Industrie, dessen ständige Besetzung von den Firmen Hoffmann-La Roche und J. R. Geigy garantiert wurde. 1969 konnte ein Mannschaftsbus günstig erworben werden, welcher 1985 dank einer großzügigen Spende der Gemeinde durch einen VW-Bus ersetzt wurde. Ihm folgte 1998 ein neuer Mannschaftstransporter, ein Mercedes Vito, der heute noch in Betrieb ist.
Die Aktiven selbst konnten nach jahrelangen provisorischen Unterkünften in Garagen und Schulzimmern 1968 im Nebengebäude des Pro-Gymnasiums einen eigenen Übungsraum beziehen. Für sie war 1972 mit dem Bezug schöner und zweckmäßiger Räumlichkeiten im Haus der Begegnung, wo noch heute der DRK-Standort ist, ein besonderes Jahr. Sie ermöglichten eine weitere Stärkung der DRK-Aktivitäten. Bürgermeister Walter Bertsch, von 1964 – 1991 Vorsitzender des Ortsvereins, hat wesentlich zu dieser Lösung beigetragen.
Die Breitenausbildung ist eine satzungsgemäße Aufgabe des Roten Kreuzes. In Erste-Hilfe-Kursen konnten immer wieder neue aktive Mitglieder für die Gemeinschaften gefunden werden. So gelang es Rolf Rümmele, ab 1971 Bereitschaftsleiter, z. B. 1976 in einem Kurs 8 Aktive für die Bereitschaft zu gewinnen. Einige davon sind heute noch aktiv dabei, manche in Führungspositionen.
Von Gertrud Dockhorn und Marga Mukrosch wurde erstmals 1973 Seniorengymnastik angeboten. Hinzu kam auch die „Mahlzeit auf Rädern“, initiiert von Helga Brockmann. Nach einer Durststrecke wurde 1976 das Jugendrotkreuz wieder gegründet unter Leitung von Ulrich Schulze und Gaby Lederer. Unter Leitung von Dr. Wolfgang Kusch und Dieter Reinauer schloss sich die Werksanität der Firma Hoffmann-La Roche dem Ortsverein als „besondere Gruppe“ an. Ihr folgte 1995 auch die Werksanität Ciba unter Leitung von Dr. Norbert Gerbracht und Ulrich Schulze.
Die gute Einsatzbereitschaft und Zusammenarbeit dokumentierten 1976 eine groß angelegte Übung der beiden Ortsvereine sowie der Sanitätsbereitschaft Roche am damaligen Pro-Gymnasium. Grenzüberschreitend war die Teilnahmen an internationalen Rotkreuz- Übungen in Basel. Diesen folgte auch ein Erste-Hilfe-Wettbewerb des Kreisverbandes, den der Ortsverein ausrichtete. 1983 wirkten JRK und Aktive erstmals bei der Ferienaktion der Gemeinde mit und waren 1986 Ausrichter der JRK-Landesversammlung.
In Erste-Hilfe-Kursen konnten immer wieder neue aktive Mitglieder für die Gemeinschaften gefunden werden.
Im Juni 1989 reiste eine Gruppe von Aktiven und Freunden des OV Grenzach nach Norwegen. Auf dem Programm stand der Besuch von norwegischen Freunden, dem Asker Røde Kors Hjelpkorps, in der Nähe von Oslo. Eine gemeinsame Übung mit dem Norwegischen Roten Kreuz, der Suchhundestaffel der Polizei und den Grenzacher Helferinnen und Helfern bezeugte, dass Rotkreuzler länder- und völkerübergreifend zusammen arbeiten können.
Durch die Anschaffung von Handfunkgeräten und später Alarmempfängern wurde die Einsatzbereitschaft weiterhin gestärkt. Mit der Gründung eines Arbeitskreises Medien im Jahre 2000 formalisierte der Ortsverein seine Bemühungen, die Arbeit des Roten Kreuzes einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Alle Fördermitglieder erhielten zweimal pro Jahr einen Info-Brief. Es folgten Poster-Kampagnen zur Werbung neuer Mitglieder. 2003 schaltete der Ortsverein unter der Federführung von Klaus Rümmele seine Internet-Seite live.
Über die Jahrzehnte waren Grenzacher Führungskräfte auch aktiv auf Kreisverbandsebene. Unter anderem waren Dr. Karl-Ernst Ruckert lange Jahre als Kreisverbandsarzt, Rolf Rümmele als Katastrophenschutzbeauftragter, Ulrich Schulze als Kreisjugendleiter, Klaus Rümmele, Marion und Bernd Bergel im Kreisjugendausschuss, Gaby Lederer als Konventionsbeauftragte, Ulrike Thomas als stv. Kreisbereitschaftsleiterin tätig.
Der OV Wyhlen feierte seinen 50. Geburtstag im September 1962. Auf dem Turnplatz des Turnerbundes Wyhlen wurde ein Festzelt aufgestellt. Eine große Schauübung demonstrierte die Leistungsfähigkeit. Neue Aktivitäten kamen mit der Sozialarbeit, z.B. der Nachbarschaftshilfe dazu. 1965 wurde der erste Blutspendetermin abgehalten, der ab 1989 fortan zweimal jährlich in der Hochrheinhalle stattfindet. Bereits 1992 konnte der 10.000 und 2008 der 20.000 Spender begrüßt werden. Der vierte Krankenwagen wurde 1970 angeschafft. Nach mehreren Erste-Hilfe-Kursen und Werbeveranstaltungen in Herten konnte 1971 das DRK Herten mit Hilfe von Wyhlen aus der Taufe gehoben werden.
Diese Aufbaujahre nach dem Krieg waren geprägt von drei starken Führungskräften, die heute noch in Ehren gehalten werden: Baptist Bürgin, der 1975 das Bundesverdienstkreuz erhielt, Dr. Helmut Leucht und Walter Latz.
Mit der Neuorganisation des Katastrophenschutzes stellte die Bereitschaft ab 1975 eine Führungsgruppe und und ein Katastrophenschutzfahrzeug wurde stationiert. Mit der Überlassung der Räume in der „Alten Post“ im Jahr 1978 als Vereinsraum erfuhr die Bereitschaftsarbeit eine weitere bedeutende Stärkung.
Den guten Ausbildungsstand der Bereitschaft, zu dieser Zeit unter der Leitung von Hugo Hornauer und Angelika Kaltenbach, zeigen die vielen gewonnen Pokale und Urkunden.
Zum 75jährigen Jubiläum 1987 hatte der Ortsverein Wyhlen 644 Fördermitglieder und 33 aktive Helferinnen und Helfer sowie eine 9 Jugendliche zählende Jugendrotkreuz-Gruppe. Unter Mitfinanzierung durch die Gemeinde wurde ein Krankenwagen der Marke VW in Dienst genommen, der nach seinem Aus zum Rollstuhltaxi umgebaut wurde. Heute steht ein Mercedes Sprinter als Rollstuhltaxi zur Verfügung und wird hauptsächlich von Seniorinnen und Senioren in Anspruch genommen für den Weg zu den Seniorennachmittagen. Ehrenamtliche Fahrer machen dieses möglich.
Ein neues Rettungsdienstgesetz und die Professionalisierung im Rettungsdienst bedeuteten das Ende für den Wyhlener Krankenwagen. Dies war ein großer Einschnitt für die Bereitschaft, ging doch eine Hauptaufgabe verloren. Die Aktiven leisteten weiterhin Sanitätsdienste anVeranstaltungen, mussten sich aber ansonsten umorientieren und neuen Arbeitsfeldern zuwenden: Katastrophenschutz, Betreuung und Verpflegung.
Weitere Gebiete der Sozialarbeit gewannen an Bedeutung. Anneliese Wellinger, 2006 mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt, und ihre damalige Stellvertreterin im Vorstand, Karin Timm, bauten Essen auf Rädern aus. Sie gewannen viele Helferinnen und Helfer für die Nachbarschaftshilfe und konnten so das Angebot vergrößern und die Betreuung intensivieren. Beide engagierten sich auch für die Seniorengesundheit und initiierten Gymnastikkurse und Kurse zur Osteoporoseprophylaxe. Es folgten Seniorengymnastik mit Renate Winkler, Seniorentanz mit Waltraud Fiedler und zuletzt 2001 Gedächtnistraining mit Renate Heid.
Ab 1992 finden regelmäßig EH-Ausbildungen durch Lothar Brunner statt, der in vielen Kursen sein bewährtes Erste-Hilfe-Wissen weitergegeben hat.
Alle Gruppierungen unserer Rotkreuzgemeinschaften, besonders auch unsere damaligen Grenzacher Kollegen haben dazu beigetragen, dass unsere Blutspendetermine erfolgreich durchgeführt werden konnten. Der engen Verbundenheit zu den Frauen des Frauenvereins unter der Leitung von Elsa Bach und später Monika Fischer haben wir es zu verdanken, dass immer eine vorzügliche Verpflegung für unseren Blutspender zur Verfügung stand und steht. Altkleidersammlungen waren ein weiterer Schwerpunkt der Ortsvereinsarbeit. Dafür wurde in der Hebelschule eigens ein Depot eingerichtet. 1997 konnte vor allem Eger in Ungarn von unserem Kleiderlager profitieren, später auch das Ungarische Rote Kreuz in Budapest. Zusammen mit dem Kreisverband wurden mehrere Fahrten nach Ungarn organisiert und einige Tonnen an Kleiderspenden nach Eger gebracht. Dies war unser Beitrag zum Wiederaufbau nach der Wende. Botschafter in dieser Mission waren Erna Friess und Rainer Warkotsch, Bereitschaftsleitung in Wyhlen und gleichzeitig in der Kreisbereitschaftsleitung tätig. Sie bauten eine enge Beziehung zum Roten Kreuz in Eger auf, die sich über die Jahr zu einer engen Freundschaft entwickelte. Heute unterstützen die Ortsvereine zusammen mit dem Kreisverband die Suppenküche in Vishgorod mit jährlichen Spenden.
Dazwischen liegen 100 Jahre, in denen wir immer Seite an Seite gearbeitet haben
Auch in Wyhlen waren viele Führungskräfte auch außerhalb des Ortsvereines, auf Kreis- und Verbandsebene aktiv. Stellvertretend für viele andere: Erna Friess, als Kreisbereitschaftsleiterin und später Kreisvorsitzende; Rainer Warkotsch als Katastrophenschutzbeauftragter, Kreisausbilder und Schiedsrichter; Stefan Wolff als Stv. Kreisvorsitzender, Angelika Kaltenbach als Stv. Kreisbereitschaftsleiterin, Hugo Hornauer als Zugführer und Uwe Grauli als Arbeitskreis-Mitglied im Katastrophenschutz, Melanie Grauli und Manuela Renner in der JRK Kreisjugendleitung – und vielen mehr.
Wie viele Aufgaben in ehrenamtlicher Tätigkeit durch die DRK-Ortsvereine geleistet wurden, kann dieser Rückblick nur auszugsweise wiedergeben. Viel könnte noch geschrieben werden, viele Namen genannt. Wir haben den Bogen über die letzten 100 Jahre gespannt und gezeigt, wie sich die Aufgaben, die Ausrüstung, die Ausbildung entwickelt haben. Wir haben die veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen angesprochen und die daraus resultierenden Anforderungen an das Rote Kreuz. Wir haben widergespiegelt, wie sich unsere Organisation und unsere beiden Ortsvereine immer wieder neuen Herausforderungen stellen und ihr Angebot anpassen.
Eines hat sich jedoch nicht verändert: Die Menschen, die im Roten Kreuz mitarbeiten oder es unterstützen, tun dies aus dem Verständnis heraus, anderen zu helfen. Vor hundert Jahren wie auch heute. In diesem Sinne ist dieser Rückblick allen Rotkreuzlern gewidmet.
2012 schließt sich nun ein Kreis. Aus dem gemeinsamen Anfang 1912 zweier Ortsvereine in zwei politischen Kommunen wird nun ein Ortsverein in der Gemeinde Grenzach-Wyhlen. Dazwischen liegen hundert Jahre, in denen immer wieder über einen formellen Zusammenschluss diskutiert wurde, vor allem nach der Gemeindereform 1975. Der Zeitpunkt schien jedoch nie der richtige zu sein. Dazwischen liegen aber auch 100 Jahre, in denen wir immer Seite an Seite gearbeitet haben, wenn es das Wohl der Bürger forderte. Sei dies in den Bereitschaften, der Sozialarbeit im JRK oder auf Vorstandsebene. Das 100-jährige Jubiläum beider Ortsvereine ist nun der richtige Zeitpunkt, um das gelebte Miteinander zu formalisieren und den DRK Ortsverein Grenzach-Wyhlen zu gründen und zu feiern.